1912

Ostern wurden 4 Kinder und zwar zwei Mädchen und zwei Knaben konfirmiert.
Neu aufgenommen wurden 9 Kinder, drei Knaben und 6 Mädch. Außerdem zogen noch 9 Kinder zu, so daß sich die Schülerzahl von 43 auf 58 stieg.
Falls im Herbste kein Abzug von Kindern stattfindet muß die Halbtagsschule ins Auge gefaßt werden, da das Klassenzimmer sich zu klein erweist. In einem Zeitraum von vier Jahren hat sich die Schülerzahl fast verdoppelt.
Ein Lehrer Wilkens in Preetz hat neben anderen auch für diese Schule ein Legat [38] gestiftet. Er hat im Testament bestimmt, daß dem Lehrer die Zinsen außer seinem Gehalt gezahlt werden sollen. Diese Summe hat sich mit den Jahren durch Zinseszins vergrößert. Bisher wurde das Kapital vom Kloster verwaltet. Jetzt ist jeder Gemeinde eine Summe von 1687 M u. einige Pfennige überwiesen. Die Behörde drängt nun darauf, daß die Zinsen dem jetzigen Lehrer erhalten bleiben sollen, aber dem Nachfolger sollen sie entzogen werden. Sie begründet das damit, daß eine Ungleichheit in der Lehrerbesoldung entstehe. Wegen dieser Sache ist schon eine Gemeindeversammlung abgehalten. Dieselbe war einstimmig der Meinung, daß eine Ungleichheit der Lehrerbesoldung doch bestehe, da Städte u. Flecken doch Ortszulagen zahlen.
In der Zeit vom 16. Juni bis 28. Juli sind in hiesiger Schule die Herrn Kandidaten der Theologie Hinrichsen u. Rampel tätig. Während der ersten Woche hospitierten sie, während sie in den folgen­den Wochen selbst den Religionsunterricht erteilen.
Die Sommerferien beginnen am 29. Juli und endigen mit dem 14. Aug. Mit dem genannten Legat ist es nun zum Abschluß gekommen. Der Schulvorstand weigerte sich einen Vermerk in den Matrikel [39] zu schreiben, dergestalt, daß die Zinsen beim Stellenwechsel in die Gemeinde­kasse fallen sollen, weil nach der Meinung des Schulvorstandes er das Kapital auch nach einem Stellenwechsel stiftungsgemäß verwalten müßte. Jetzt hat die Behörde einen solchen Vermerk in die Matrikel geschrieben.
Der Geburtstag Sr Majestät des Kaisers wurde in der üblichen Weise gefeiert.
Am 10. März wurde die Gedenkfeier des Jahres 1813 gefeiert. Zu derselben hatten sich außer den Kindern zahlreiche Gemeindemitglieder eingefunden. Der Lehrer hielt einen Vortrag über die Zeit vor 100 Jahren. Männer und Frauen der damaligen Zeit wurden gewürdigt. Die Kinder trugen dazu passende Gedichte vor wie: Lied eines Deutschen …, … des Grafen, … auf mein Volk. Vortrag u. Deklamationen wurden durch passende vaterländische Lieder unterbrochen.
Der Anfang der Ferien begann mit einem Kaisergruß und schloß mit einem Gruß auf Deutschland.

22/7 1912
Rullfs

[38] Legat (lat. legatum): Vermächtnis

[39] Eine Matrikel (Stammrolle) ist ein öffentliches Verzeichnis.
Quelle: Wikipedia